Vanilleanbau in Madagaskar bietet Kleinbauern ein gutes Einkommen, aber ohne Bäume und Sträucher fehlt es den Plantagen an biologischer Vielfalt. Agrarökologen der Universität Göttingen haben in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universität Antananarivo (Madagaskar) das Zusammenspiel zwischen Beute und ihren Räubern in diesen Anbaugebieten untersucht. Dazu setzten sie experimentell Dummy-Beute aus, um die Aktivität der natürlichen Feinde zu ermitteln. Das Ergebnis: Je mehr Bäume vorhanden waren, desto mehr Beute wurde angegriffen. Diese Schädlingsbekämpfung ist vorteilhaft für den landwirtschaftlichen Anbau. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of Applied Ecology veröffentlicht.
Vanille ist die wichtigste Nutzpflanze im Nordwesten Madagaskars und wird manchmal zusammen mit Schatten spendenden Bäumen in Agroforstsystemen angebaut. Die Forscher verteilten standardisierte Plastilinmodelle von Raupen in verschiedenen Lebensräumen wie Wäldern, Brachflächen, Vanilleplantagen und Reisfeldern. Durch die Analyse der Bissspuren konnten sie die Aufmerksamkeit der Räuber auf diese Dummy-"Pflanzenfresser" ermitteln, d.h. wie viele Räuber die Beute angriffen.
Das Team zeigte, dass die Räuberaufmerksamkeit sowohl im Regenwald als auch in Waldfragmenten am höchsten war, aber abnahm, je weniger Bäume in der Umgebung vorhanden waren. Selbst beim Vergleich der Landschaften hatten weniger dichte Waldgebiete einen großen Teil ihrer Räuber verloren. Ameisen und Heuschrecken spielten auch eine viel größere Rolle als Räuber als Vögel oder andere Wirbeltiere, obwohl die Gemeinschaft im Wald sich deutlich von der Gemeinschaft auf den Anbauflächen unterschied. Dies galt auch für Vanilleplantagen, die direkt unter den Baumkronen natürlicher Wälder angelegt wurden.
Dominik Schwab, der diese Ergebnisse im Rahmen seiner Masterarbeit erzielte, betont: "Wenn in den Vanilleplantagen eine reiche Vegetation mit zahlreichen Bäumen gefördert oder wiederhergestellt wird, kann dies zum Naturschutz außerhalb der Wälder beitragen und auch eine viel bessere Schädlingsbekämpfung fördern." Mitautorin und Doktorandin Annemarie Wurz fügt hinzu: "Solche Maßnahmen würden den Ertrag nicht reduzieren, wie Studien im Kaffee- und Kakao-Agroforst gezeigt haben." Professor Teja Tscharntke, Leiter der Agroökologie an der Universität Göttingen und Mitautor der Studie, sagt: "Die Studie konzentriert sich nicht nur auf die Vielfalt, sondern auch auf eine wichtige ökologische Funktion der beteiligten Arten. Damit unterstützt sie die Linie der Vereinten Nationen, die für das Jahrzehnt der Ökosystemwiederherstellung von 2021 bis 2030 plädiert."
Der Anbau von Vanille unter Bäumen ist somit nicht nur vorteilhaft für die Schädlingsbekämpfung, sondern trägt auch zum Naturschutz und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei. Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, die richtige Balance zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Umweltschutz zu finden. Durch das Fördern einer reichen Vegetation in Vanilleplantagen können Kleinbauern ihre Erträge erhalten und gleichzeitig zur Wiederherstellung von Ökosystemen und zum Schutz der Artenvielfalt beitragen.
Zukünftige Forschung könnte sich darauf konzentrieren, die besten Methoden zur Integration von Bäumen und Sträuchern in Vanilleplantagen zu identifizieren und herauszufinden, wie man die natürlichen Feinde von Schädlingen am effektivsten fördert. So könnten Landwirte von einer verbesserten Schädlingsbekämpfung profitieren und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Insgesamt zeigt diese Studie, dass eine nachhaltigere Landwirtschaft möglich ist, wenn man auf natürliche Lösungen setzt und die Vorteile von Agroforstsystemen nutzt. Dieser Ansatz kann dazu beitragen, die Erträge der Kleinbauern aufrechtzuerhalten, während gleichzeitig die Umwelt geschützt und die biologische Vielfalt gefördert wird.